Zur Grammatik:
Satzstruktur
- Nominalstil / weitläufige Satzgefüge / Verbklammer 
Jiddisch teilt weder die deutsche Neigung zu nominalem Stil noch die Vorliebe zu weitläufigen Satzgefügen. 
Im Gegensatz zum Deutschen, wo die Verbklammer fest verankert ist, existiert sie im Jiddischen fast überhaupt nicht. Üblich ist die Kontaktstellung zwischen finiten und infiniten Verbteilen und nur in sehr eingeschränktem Maß sind Klammerungen möglich oder auch notwendig. 

 

Deutsch: ‘Diese Frage hat beiden die Köpfe gebeugt.’
Di dozike frage hot aropgeboygn bay beyde di kep. 
Auch möglich: di dozike frage hot bay beyde aropgeboygn di kep.
 
Y. Mark (Gramatik fun der yidisher klal-shprakh. New York 1978: 381) nennt die folgenden drei möglichen Klammerungsgrade, die seiner Meinung nach auf regionaler Differenzierung beruhen:

ikh kum bald arayn tsu dir in shtub;
ikh kum bald tsu dir arayn in shtub;
ikh kum bald tsu dir in shtub arayn.
 
Aber die Negativangabe nit / nisht oder persönliche Fürwörter zum Beispiel müssen von der Klammer umschlossen werden:

ikh hob im gekent ‘ich habe ihn gekannt’; er hot nit geklungen‘er hat nicht angerufen.
 
Genauere Aufschlüsse kann man sich in Zukunft aus der zunehmenden Erschließung der Archivmaterialien des Jiddischen Sprach- und Kulturatlas (LCAAJ) erhoffen, mit dem Zugang zu mehr Texten wie den hier vorliegenden.

back/zurück