Einführung Die Materialgrundlage

Das Material stammt aus dem Fundus des größten Archivs gesprochener jiddischer Sprache, dem Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry (LCAAJ), beheimatet an der Columbia Universität, New York. In den fünfziger Jahren hatte der Linguist Uriel Weinreich begonnen, die Idee eines jiddischen Sprach- und Kulturarchivs zu verwirklichen - "..what is familiar in one year may be thrust to the brink of oblivion in the next ...What was too obvious for study only yesterday has suddenly become precious... What we do not collect in the coming decade or so will be lost for ever." Er unternahm es, den historischen Sprach- und Kulturraum des Jiddischen zu rekonstruieren. Er ermittelte unter den Überlebenden des Holocaust ca. 600 Informanten. Zwischen 1959 und 1967 befragten er und sein Forschungsteam jeden dieser Informanten in mehrtägigen Sitzungen und zeichneten die gesamten Interviews in Tonbandprotokollen auf. Ergebnis ist eine Sammlung von 6000 Stunden Tonbandaufnahmen. Dieses Archiv ist weltweit das einzige autoritative Zeugnis für die jiddische Sprache des 20. Jahrhunderts in Europa. Es dokumentiert die enge Verflechtung der jiddischen mit den koterritorialen europäischen Nationalkulturen. Es erlaubt eine Rekonstruktion der genetischen Beziehungen zwischen dem Jiddischen und dem Deutschen bis zu den zeitlichen und räumlichen Anfängen beider Sprachen und Kulturen. Es ist ein einzgartiger Fundus für sprachwissenschaftliche, jiddistische, anthropologische, ethnologische, slawistische, germanistische und historische Fragestellungen. Das Archiv ist ein europäisches Kulturdenkmal ersten Ranges. Die Israel National Commission for UNESCO erklärt: Das Archiv ist der Schlüssel "to the sustenance and relamation of the cultural values created by the Jewish communities of Eastern and Central Europe in the centuries before their destruction.
Der Kurs macht sich dessen Mehrdimensionalität des LCAAJ-Archivs (Ton, Schrift, Geographie) zunutze, um die Kenntnis der Sprache zusammen mit Wissen über die jiddischsprachige Gesellschaft, ihre Bedeutung und Geschichte zu vermitteln. Die ausgewählten LCAAJ-Materialien werden zugänglich, indem die Sprache, in der sie gehalten sind, verstehbar gemacht und mit sprachlichen und kulturellen Erklärungen und Verweisen versehen wird, die eine weiterführende Einarbeitung in das Jiddische ermöglichen. 

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